Narben
Wie kein anderes Organ des Körpers vermag sich die Haut selbst zu heilen und zu erneuern. Bei kleineren Verletzungen der Oberhaut verläuft die Heilung meist folgenlos. Bei schwerwiegenderen Verletzungen, bei Verlust von Gewebe oder Läsion der Lederhaut, drohen Narben als Endzustand des Wundheilungsprozesses.
Bei guter Versorgung können Wunden zu dezenten Narben mit geringer kosmetischer Beeinträchtigung ausheilen. Allerdings kann es abhängig von persönlichen Veranlagung, Art der Verletzung (z.B.
Verbrennungswunden) oder in Folge einer Infektion der Wunde zu Störungen im Heilungsprozess kommen, die sich in unterschiedlich stark ausgebildeten Narbenwülsten äußern können. Die Ursache solcher sog.
hypertrophen Narben ist eine Überproduktion von Bindegewebsfasern in dem Verletzungsgebiet oder sogar darüber hinaus. Im letzteren Fall spricht man von
Keloid, bei dem sich die Wulstbildung über das zuvor verletzte Gebiet auf die unbeschädigte Haut ausdehnt.
Je nach Schweregrad stellt eine solche überschießende Narbe nicht mehr allein ein kosmetisches Problem dar, sondern kann den Leidensdruck für die Betroffenen durch Juckreiz, Druckschmerz und Empfindungsstörung, starke Wetterfühligkeit und sogar Bewegungseinschränkung ins unermessliche steigern.
Medical Needling
Narbenopfer berichten nicht selten über eine lange Leidensgeschichte. Laser-, Radiowellentherapie und sämtliche abhebenden Verfahren (Chemical Peeling, Micro-Shaving) erzielen meist nur einen ungenügenden Therapie-erfolg und bergen stets die Gefahr erneuter sichtbarer Narbenbildung, weil sie die Epidermis im Bereich der Behandlungsfläche flächenweise verletzen.
Eine vielversprechende neue Behandlungsmethode gegen Narben jeder Art ist das Medical Needling. Dieses Verfahren macht sich die regenerativen Eigenschaften des natürlichen Wundheilungsprozess zu Nutze, ohne selbst eine Narbenbildung zu provozieren. Mittels eines Nadelrollers perforiert der behandelnde Chirurg unter Sedoanalgesie oder Narkose das zu behandelnde Narbengebiet. Es entstehen kleine Wundkanäle, die sich innerhalb von Stunden verschließen und narbenfrei verheilen. In diesen Hunderttausenden von Microkanälen sammeln sich Blut- und Stammzellen, die, gesteuert von Wachstumshormonen, eine Kaskade der Hautneubildung einleiten. Der Schmerz nach der Operation ist vernachlässigbar gering, eher einem leichten Sonnenbrand entsprechend.
Während der therapeutische Effekt des chirurgichen Nadelns bereits seit einem viertel Jahrhundert bekannt ist, verstehen wir in der Medizin erst seit kurzer Zeit die Prozesse der Hautregeneration. Die Verletzung der Haut setzt Mediatoren und Wachstumshormone frei, welche die Differenzierung von Stammzellen in den verschiedenen Zellstrukturen der Haut dirigieren. Es ist bekannt, dass Säuglinge kaum Narben bilden. Dafür verantwortlich ist ein spezielles Wachstumshormon, das sog. TGF Beta 3. In klinischen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass beim chirurgischen Needling auch beim Erwachsenen wieder TGF Beta 3 in bedeutsamen Mengen (zu großem Teil aus den Korneozyten) freigesetzt wird. Dadurch ist u.A. zu erklären, dass bei der Umwandung von Narbe zu Haut eine erneute Narbenbildung unterdrückt und ein normales Kollagengitternetzwerk aufgebaut wird.